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Wärmewende” – Aktivierung und Unterstützung von Hauseigentümerinnen und -eigentümern für energetische Sanierungen

Laufzeit: 01.08.2021 – 31.12.2022

Mit dem Begriff der „Wärmewende“ wird die Umstellung der Wärmeversorgung von Gebäuden von der Nutzung fossiler Energiequellen auf erneuerbare Energien bezeichnet (BMWi 2021). Weiterhin geht es darum, weniger Wärme zu verschwenden, zum Beispiel durch effektivere Gebäudedämmung, der Austausch von Fenstern, die Installation einer Solarthermie-Anlage oder effizientere Heizungsanlagen.

Basierend auf bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen wurde in dem empirischen Forschungsprojekt der Frage nachgegangen, mit welchen Instrumenten Eigenheimbesitzer sowie Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) besser dabei unterstützt werden können, energetische Sanierungen in sinnvollem Umfang zu planen und vorzunehmen.

Quelle: Colourbox

Einzelne Fragestellungen:

  • Welche Umstände und Hemmnisse beeinflussen die Entscheidung über eine energetische Sanierung bei verschiedenen Eigentümergruppen maßgeblich?
  • Wie verlaufen typische Entscheidungsprozesse und an welchen Punkten der Auseinandersetzung mit dem Thema besteht die größte Chance, mit den richtigen Instrumenten eine positive Sanierungsentscheidung herbeizuführen?
  • Welche neuen oder angepassten Aktivierungs- und Unterstützungsinstrumente sind vor dem Hintergrund typischer Hemmnisse sinnvoll?
  • Welchen Beitrag könnten dabei neuartige / innovative Maßnahmen bzw. Instrumente wie z. B. immersive Technologien (VR-/AR-Anwendungen) spielen?
  • Welche stärkere Rolle können digitale Dienste und Anwendungen bei Sensibilisierung, Motivation, Information / Beratung und Entscheidungsunterstützung spielen?
  • Wie können soziale Interaktionen und soziale Innovationen stärker für die Aufgabe nutzbar gemacht werden?

Das Forschungsprogramm umfasste vier Hauptphasen:

  • P1: Analyse des bisherigen Wissensstands zur Thematik auf Basis einer Analyse von inländischen und internationalen Publikationen aus Wissenschaft und Praxis
  • P2: Exploration bei wichtigen Akteuren und Fachleuten (teilstandardisierte Befragung)
  • P3: Quantitative Hauptstudie – standardisierte Datenerhebungen bei Zielgruppen wie privaten Hauseigentümer*innen und Hausverwaltungen
  • P4: Analyse und Beschreibung von identifizierten Maßnahmen und Instrumenten

Der Gesamtreport steht in Kürze zur Verfügung.

Hier bereits einige ausgewählte Einblicke in Ergebnisse:

  • Die sechs Phasen der „Kundenreise“ der energetischen Sanierung

Bevor man sich mit den Details einer energetischen Sanierungsmaßnahme befassen kann, muss man natürlich auf das Thema erst einmal aufmerksam werden. Und nach einer erfolgreich verlaufenen Sanierung kann man anderen davon berichten und auf diese Weise sein gewonnenes „Erfahrungswissen“ weitertragen. So weit so klar. Aber welche Schritte lassen sich dazwischen sinnvoll abgrenzen?

Es zeigt sich, dass sich der gesamte Prozess anhand von sechs Phasen darstellen lässt, die Eigentümerinnen und Eigentümer typischerweise durchlaufen und in denen unterschiedliche Aufgaben zu erledigen sind. Nachdem man sich des Themas und der Notwendigkeit, für das eigene Heim etwas zu tun, bewusst wurde, erfolgt eine erste Phase der Information (1), in der man sich selbständig erst einmal mehr thematisches Wissen zulegt, sich zu allgemeinen Sanierungsoptionen sowie den Rahmenbedingungen wie Kosten und Förderungen kundig macht. Daraufhin suchen Sanierungswillige in der Regel den Kontakt mit Fachleuten, oder alternativ auch Privatpersonen, die bereits energetisch saniert haben, um Fragen zu stellen, weitere Informationen zu bekommen und gegebenenfalls Irrtümer auszuräumen (2). Konkretisiert sich das Vorhaben, ist eine spezifische Beratung notwendig, in deren Rahmen konkrete Sanierungsvarianten, welche die persönlichen und baulichen Rahmenbedingungen berücksichtigen, durchgespielt und geplant werden (3). Typischerweise werden hierzu die Dienste zertifizierte Energieberater genutzt. Daran schließt sich die Phase der Entscheidung an, in der man sich für eine bestimmte Sanierung entschließt und Firmen sowie gegebenenfalls Fördergelder beauftragt (4). Es folgt die Phase der Durchführung der energetischen Sanierung (5) und nach erfolgreichem Abschluss die Nach-Sanierungsphase, in der man seine Erfahrungen mit anderen Personen teilen kann, die noch am Anfang des Prozesses stehen (6).

  • Große Vielfalt an Unterstützungsangeboten

Eine ganze Reihe von Angeboten und Instrumenten steht zur Verfügung, um Sanierer und die, die es werden wollen, in den verschiedenen Phasen des energetischen Sanierungsprozesses zu unterstützen. Diese Angebote und Instrumente sollen Aufmerksamkeit schaffen, informieren, motivieren, bei Planung und Entscheidung helfen und die Finanzierung und Durchführung ermöglichen.
Dies betrifft zum einen diverse Informationsangebote, die vielfach über das Internet oder auch unabhängig davon zur Verfügung stehen. Dazu gehören Websites und -portale unterschiedlicher Anbieter, die detailliert über die Möglichkeiten energetischer Sanierung Auskunft geben, teils inklusive der Darstellung gelungener Praxisbeispiele. Interessant zum Einstieg sind auch über das Internet verfügbare Checks und Rechner-Tools, mit denen man in einem ersten Schritt die eigene Situation überprüfen kann. Online-Seminare (Webinare) und klassische Informationsveranstaltungen sowie auch Baumessen ermöglichen weiteren Wissensaufbau.
Zentral ist eine persönliche Energieberatung durch zertifizierte Fachleute, die zum einen in einer Beratungsstelle oder auch im eigenen Haus stattfinden kann. Eine weitere Möglichkeit sind Beratungen, bei denen Hauseigentümerinnen und -eigentümer innerhalb eines Wohnquartiers gezielt aufgesucht werden.
Vielfach werden auch sogenannte Sanierungskampagnen eingesetzt, bei denen Kommunen abgestimmte Kommunikations- und Beratungsarbeit einsetzen, um möglichst viele Eigentümerinnen und -eigentümer zu erreichen.
Eine in Projekten erprobter aber in der Praxis noch nicht weit verbreiteter Ansatz sind sogenannte One-Stop-Shops, also Anlaufstellen, welche die Organisation mehrerer Bestandteile wie Beratung, Finanzierung, Ausführung aus einer Hand anbieten und so den Planungs- und Durchführungsprozess für den Verbraucher vereinfachen sollen.
Auch die Anbieter von Leistungen rund um die energetische Sanierung bieten interessante Lösungen und Aktivitäten an, zum Beispiel in Form regionaler Sanierungsnetzwerke oder Weiterbildungs- und Qualifizierungsinitiativen für die Beschäftigten der Branche.
Finanzielle Förderinstrumente spielen natürlich eine wichtige Rolle, hier sind insbesondere die  Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und weitere Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) zu nennen.
Durch Aktivitäten, die vorhandene soziale Verbindungen nutzen wie zum Beispiel Austausche im Nachbarschaftsumfeld oder Themenabende, die durch Vereine in der Gemeinde veranstaltet werden, können weiterhin Erfahrungen und Informationen über energetische Sanierung weitergetragen werden.
Sanfte Verhaltensanreize und spielerische Ansätze schließlich helfen insbesondere Personen auf das Thema aufmerksam zu machen, die sich noch gar nicht eingehend mit energetischer Sanierung befasst haben.

Ein detaillierter Überblick zu den existierenden Angeboten sowie deren Nutzen für verschiedene Phasen im Sanierungsprozess steht hier in Kürze zur Verfügung.

  • Expertenumfrage: Finanzierung, Kapazitäten der Unternehmen und Einstellung/Wissen der Eigentümer größte aktuelle Hemmnisse 

Wir haben mit 16 Expertinnen und Experten aus Energieberatung, von öffentlichen Verwaltungen und Klimaschutzagenturen, aus Wohnungswirtschaft und Handwerk gesprochen und sie zu Herausforderungen und Hemmnissen der energetischen Gebäudesanierung, dem Entscheidungsprozess und zu Verbesserungsmöglichkeiten bei an private Sanierer gerichteten Unterstützungsangeboten befragt. Als größtes Hemmnis wurde trotz der vorhandenen Fördermöglichkeiten das Kostenthema identifiziert. Auch besonders bedeutsam  ist die Kapazitätssituation der durchführenden Unternehmen, gepaart mit teilweise noch ausbaufähigen Kompetenzen bezüglich bestimmter Lösungen (z.B. Wärmepumpen). Ein weiterer Schwerpunkt wurde auf Seiten der Kunden identifiziert, namentlich deren Einstellungen und Wissen über energetische Sanierung.

Laden Sie hier eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Expertenumfrage herunter.
  • Welche Meinungen und Erfahrungen haben Hauseigentümerinnen und -eigentümer?

Besonders wichtig sind natürlich die Meinungen der Betroffenen zu Fragen der energetischen Sanierung im Allgemeinen, zu den möglichen Stellhebeln, um die Sanierungsaktivität zu steigern, und generell dazu, was man aus bisher gemachten Erfahrungen lernen kann. Rund 650 Hauseigentümerinnen und- eigentümer in Städten und kleineren Gemeinden in Rheinland-Pfalz haben an unserer Umfrage zu diesen und weiteren Aspekten teilgenommen.

Ein interessantes Ergebnis vorab:

Auch Städte und Gemeinden kümmern sich im Rahmen der “kommunalen Wärmeplanung” um Fragen der zukünftigen Wärmeversorgung. Zum Beispiel “Wie kann der Wärmebedarf der Wohngebäude reduziert werden?” und “Wie kann der verbleibende Wärmebedarf auf klimaneutrale Weise gedeckt werden?”. Kommunale Wärmeplanungen legen dabei auch fest, welche Energieversorgungsmöglichkeiten einzelne Hauseigentümer*innen in dem betreffenden Gebiet haben werden. Zum Beispiel ob es sich um herkömmliche dezentrale Wärmeversorgung (Wärmeerzeugung durch Gerät im eigenen Haus) oder um leitungsgebundene Wärmeversorgung (Wärmenetze) handelt, und welche klimaneutralen Energieträger dabei genutzt werden sollen. Doch wie beurteilen Hauseigentümer und -eigentümerinnen diesen Ansatz? Die Umfrage zeigte, dass nur ca. jeder Zehnte es der Gemeinde überlassen möchte, welche Rahmenbedingungen in Zukunft gelten sollen. Ein deutlich größerer Anteil von um 40% möchte zentrale Planung auf ein notwendiges Minimum beschränkt wissen. Ähnlich viele Personen halten den Ansatz für grundsätzlich gut, möchten aber, dass die Interessen der privaten Eigentümer bzw. Bürgerschaft angemessen berücksichtigt werden.

  • Und welche Situation besteht bei Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG)?

WEGs stehen aufgrund des gemeinsamen Mehrparteienhauses vor grundsätzlich anderen Herausforderungen bei energetischen Sanierungsvorhaben. Wir haben Hausverwaltungsunternehmen in Rheinland-Pfalz unter anderem dazu befragt, wie die Hausverwaltungen energetische Sanierungen durch Eigentümergemeinschaften grundsätzlich besser unterstützen könnten. Konkrete Maßnahmen, die Hausverwaltungen als sinnvoll ansehen, sind vor allem vereinfachte Erstellungsmöglichkeiten, individuelle Sanierungsfahrpläne (iSFP) für das betreffende Objekt erstellen zu können. Weiterhin könnten Hausverwaltungen im Auftrag der WEG verstärkt professionelle Dienstleitungen rund um mögliche Sanierungen organisieren und Erhaltungspläne erstellen. Aber auch vermehrte Aufklärung der Wohnungseigentümer über weiche Faktoren wie steigenden Wohnkomfort durch energetische Sanierungen sowie periodisch durch die WEG zur Verfügung gestellte Budgets für energetische Verbesserungsmaßnahmen werden häufig als sinnvoll angesehen.

Laden Sie hier eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Umfrage unter Hausverwaltungen herunter.

Förderung


Ihr Ansprechpartner:

Philipp Tachkov, Dipl.-Kfm.
+49 (0) 621/5203-259
philipp.tachkov@hwg-lu.de